Teilzeit als Arzt oder Ärztin: Was Sie vorher wissen müssen

Der Arztberuf ist anspruchsvoll – fachlich wie auch persönlich. Viele Ärztinnen und Ärzte stehen daher irgendwann vor der Frage: Vollzeit oder Teilzeit – was passt besser zu meinem Leben? Gerade mit zunehmender Berufserfahrung, wachsender familiärer Verantwortung oder dem Wunsch nach mehr Selbstfürsorge wird Teilzeit für viele zu einer attraktiven Option. Doch wie realistisch ist Teilzeit im ärztlichen Alltag? Was sollten Sie bei der Entscheidung für oder gegen eine Teilzeitstelle als Arzt oder Ärztin beachten? Und welche Modelle sind möglich?

Teilzeit als Arzt oder Ärztin: Wunsch oder Wirklichkeit?

Auch für Ärztinnen und Ärzte gilt ein Recht auf Teilzeit. Das regelt das Teilzeit- und Befristungsgesetz: Arbeitnehmer, die länger als sechs Monate beschäftigt sind und in einem Betrieb mit mehr als 15 Mitarbeitern arbeiten, können eine Reduzierung ihrer Arbeitszeit beantragen. Seit Januar 2019 besteht außerdem ein Recht auf Brückenteilzeit, bei der die Arbeitszeit über einen bestimmten Zeitraum reduziert wird – für mindestens ein Jahr und maximal fünf Jahre.

Dass die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, zunehmend auf die Bedürfnisse angestellter Ärztinnen und Ärzte passt, zeigt auch eine Umfrage des Deutschen Ärzteblatts aus dem Jahr 2024: Nach dieser stieg der Anteil der Ärztinnen und Ärzte in Teilzeit auf gut ein Drittel (36 Prozent) gegenüber 15 Prozent in 2013. Dabei arbeiten laut AOK etwa dreimal so viele Medizinerinnen (42 Prozent) in Teilzeit wie ihre männlichen Kollegen (14 Prozent).

Deutlich niedriger liegt die Teilzeitquote hingegen bei Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung. Hier arbeiten nach einer Umfrage des Hartmannbundes 79 Prozent voll, nur 19 Prozent der Befragten in einem reduzierten Umfang.

Typische Gründe für den Wunsch nach Teilzeit

Viele Ärztinnen und Ärzte streben nach einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie – etwa wenn sie kleine Kinder betreuen oder Angehörige pflegen. Auch der Wunsch nach mehr Selbstfürsorge und einer gesünderen Work-Life-Balance spielt eine zentrale Rolle. Nach längeren beruflichen Pausen, etwa durch Elternzeit oder Krankheit, kann Teilzeit zudem einen sanften Wiedereinstieg ermöglichen.

Nicht wenige möchten darüber hinaus Zeit für ihre berufliche Fortbildungen oder ehrenamtliches Engagement schaffen. Schließlich sehen sich viele Ärztinnen und Ärzte in der Akutmedizin durch dauerhaft hohe Arbeitsbelastung oder Überstunden an der Belastungsgrenze und suchen in einer Reduzierung ihrer Arbeitsstunden einen Weg, um dauerhaft gesund und motiviert im Beruf zu bleiben.

Nachteile von Teilzeitarbeit für Ärztinnen und Ärzte

Wenn Sie als Arzt oder Ärztin eine Reduzierung Ihrer Stunden in Betracht ziehen, sollten Sie vorher einige Punkte beachten und gründlich abwägen:

Verlängerte Ausbildungszeit

Gehen Sie während Ihrer Facharztausbildung in Teilzeit, verlängert sich dadurch die Dauer der Facharztausbildung erheblich, da die notwendigen Rotationen und Weiterbildungsinhalte langsamer absolviert werden können.

Karriereentwicklung

Absolvieren Sie schon Ihre Facharztausbildung in Teilzeit, kann die langsamere Qualifikation einen schwierigeren und späteren Aufstieg in der Hierarchie mit sich bringen. Zudem kann die Arbeit in Teilzeit in einigen Krankenhäusern immer noch ein Malus sein, wenn es um die Besetzung von Führungspositionen geht.

Gehaltseinbußen

Das Gehalt in Teilzeit ist anteilig geringer als das einer Vollzeitstelle. Auch Sonderzahlungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld fallen entsprechend niedriger aus.

Geringere Rentenansprüche

Durch das geringere Gehalt fallen auch die Rentenbeiträge niedriger aus, was langfristig zu geringeren Rentenansprüchen führt.

Teilzeit in der Klinik: Welche Modelle sind möglich?

Teilzeit ist nicht gleich Teilzeit: Das gilt gerade für Ärztinnen und Ärzte, denn der Klinik- oder Praxisalltag sorgt teilweise für besondere Herausforderungen in der Umsetzung. Sie sollten sich daher gut überlegen, welches Modell für Ihren beruflichen Alltag praktikabel ist und was Sie auch langfristig wirklich entlastet.

Reduzierung der Tagesarbeitszeit

Der klassische Grund für eine Reduzierung der Arbeitszeit ist die Kinderbetreuung. Verkürzte Tage versprechen hier mehr Vereinbarkeit, etwa hinsichtlich des Abholens aus Kita oder Schule. Im Klinikalltag ist dieses Modell häufig schwerer zu realisieren, da viele Arbeitsabläufe eher auf längere Zeiten angelegt sind. Gerade im stationären Bereich kann es kompliziert sein, mitten am Tag Patientenübergaben mit Kollegen durchzuführen. Auch können Überstunden trotz Teilzeit nicht ausgeschlossen werden. Besser stehen die Chancen hier in Rehaeinrichtungen, Praxen oder der Funktionsdiagnostik,

Nur an bestimmten Tagen arbeiten

Arbeiten Sie nur an drei oder vier festen Tagen in der Woche, ist das Risiko geringer, dass ungeplante Überstunden Ihrer Teilzeit in die Quere kommen. Wenn Sie da sind, sind Sie da; wenn nicht, dann nicht. Der Nachteil hier: Ein solcher Rhythmus erschwert den Arbeitsalltag auf der Station, da Verläufe schwerer im Blick zu behalten sind und Patientinnen und Patienten keinen durchgängigen Ansprechpartner haben. Auch hier bieten Rehaeinrichtungen, Praxen oder die Funktionsdiagnostik bessere Ausgangsbedingungen.

Wochenweise frei, wochenweise arbeiten

Ungeeignet für die Kinderbetreuung aber für die Klinik häufig einfacher zu realisieren: Sie arbeiten wochenweise in Vollzeit, nehmen sich im Gegenzug dafür wochenweise frei. Wenn Ihr Wunsch nach Teilzeit dem Bedürfnis entspringt, mehr Zeit für Hobbys zu haben und Sie wiederum die Aussicht, im Klinikalltag „nicht voll da zu sein“ stresst, ist dieses Modell möglicherweise eine optimale Lösung für Sie.

Die perfekte Stelle für Ärztinnen und Ärzte in Teilzeit

Auch wenn der Anteil der Teilzeitbeschäftigten in Krankenhäusern steigt, reagieren viele Klinikleitungen noch immer zurückhaltend auf Teilzeitwünsche. Oft sind Herausforderungen für die Umsetzung im Klinikalltag die Ursache, negative Auswirkungen für die eigene Karriere das Ergebnis. Sollten Sie also planen, mittel- bis langfristig in Teilzeit zu arbeiten, gehen Sie sicher, dass Ihr Arbeitsumfeld dem aufgeschlossen gegenübersteht. Gegebenenfalls lohnt es sich hierfür auch, über eine berufliche Veränderung nachzudenken.

So bieten etwa Rehakliniken eine geeignete Alternative zum Akutkrankenhaus. Sie können die Auslastung langfristiger vorhersehen, Behandlungsmaßnahmen sind planbarer und Übergaben unkomplizierter. Da Notfallsituationen hier die Ausnahme darstellen, lassen sich Überstunden deutlich besser vermeiden, was eine Reduzierung der Tagesarbeitszeit zu einer attraktiveren Option macht. Die langfristige Dienstplanung sorgt dafür, dass Sie Ihren Alltag mit genügend Vorlauf organisieren können.

Eine Tätigkeit im Sozialmedizinischen Dienst, etwa bei der Deutschen Rentenversicherung, ermöglicht Ärztinnen und Ärzten wiederum eine fachlich anspruchsvolle Bürotätigkeit. Hier profitieren Sie von geregelten Arbeitszeiten ohne Schicht- und Nachtdienste oder Rufbereitschaften. Das ermöglicht Ihnen eine maximal flexible Gestaltung Ihrer Arbeitszeiten, passend zu Ihren individuellen Bedürfnissen.

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Bildquelle Titelfoto: Freepik