5 Tipps für eine bessere Work-Life-Balance als Arzt oder Ärztin

Work-Life-Balance – ein Begriff, der für manche Ärztinnen und Ärzte nach Idealismus und Tagträumerei klingt, vor allem, wenn der Klinikalltag von Nachtdiensten, Dokumentationsdruck und Personalmangel geprägt ist. Doch es gibt Wege, wie Sie als Arzt oder Ärztin berufliche Erfüllung und Privatleben besser in Einklang bringen können – ohne gleich die Approbation an den Nagel zu hängen. Hier finden Sie fünf konkrete, praxisnahe Tipps, mit denen Sie Ihre Work-Life-Balance nachhaltig verbessern können.

1. Dienstzeiten aktiv mitgestalten – auch im Klinikbetrieb

Viele empfinden die Schichtdienste in der Klinik als größte Belastung. Wie sich Ihr Dienstplan gestaltet, spielt deshalb eine entscheidende Rolle für Ihre Work-Life-Balance. Häufig können bei der Dienstplanung in einer Klinik angesichts der komplexen Anforderungen und begrenzten Ressourcen nicht alle Bedürfnisse berücksichtigt werden. Doch nur, wenn diese bekannt sind, besteht überhaupt die Möglichkeit dazu. Kommunizieren Sie deshalb proaktiv und frühzeitig, was Ihnen wichtig ist.

Sperrtermine: Haben Sie einzelne Tage, an denen Sie auf keinen Fall arbeiten wollen oder können? Die Hochzeit Ihres besten Freundes oder das lang geplante Familientreffen? Geben Sie solche Anlässe rechtzeitig an, statt sich später zu ärgern.

Besondere Lebenslagen: Sind Sie beispielsweise getrennt erziehend und betreuen jede zweite Woche Ihr Kind? Klären Sie, inwieweit derartige Umstände, etwa bei der Verteilung von Nachtschichten oder Wochenenddiensten, berücksichtigt werden können.

Teilzeit: Immer mehr Ärztinnen und Ärzte nutzen die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten. Besprechen Sie mit Ihrer Klinikleitung mögliche Modelle, die für Sie in Frage kommen. Neben den klassischen halben Tagen sind auch Modelle wie eine Drei-Tage-Woche oder der Wechsel zwischen einer Arbeitswoche und einer arbeitsfreien Woche denkbar.

Pneumologie in der Rehaklinik Stellenbeschreibung
Nah am Patienten: Ulrike Schumann untersucht eine Rehabilitandin.

Ulrike Schuhmann ist Oberärztin in der Rehaklinik Teutoburger Wald. Als alleinerziehende Mutter arbeitet sie 30 Stunden wöchentlich. Nachteile oder gar Einschränkungen sieht sie dadurch für sich nicht – ganz im Gegenteil. „Die Erfahrungen und Erlebnisse mit meinen Jungs kann mir niemand nehmen.“

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2. Organisatorische Belastung reduzieren – digitale Möglichkeiten nutzen

Auch neben der eigentlichen Patientenversorgung haben Ärztinnen und Ärzte im Klinikalltag oft alle Hände voll zu tun, etwa mit administrativen Aufgaben. Achten Sie deshalb gerade in der stationären Versorgung darauf, Aufgaben sinnvoll zu delegieren, soweit es Ihnen möglich ist, etwa an die Kolleginnen und Kollegen des Stationssekretariats. Auch die Digitalisierung bietet Möglichkeiten, um im Klinikalltag Zeit und Energie zu sparen, wenn diese gezielt eingesetzt wird.

Machen Sie eine kurze Wochenanalyse: Welche Aufgaben rauben Ihnen in einer gewöhnlichen Arbeitswoche am meisten Zeit und Nerven? Gibt es technische oder organisatorische Lösungen, die Sie für sich selbst oder auch im Team einführen können? Nutzen Sie diese Potenziale und schaffen Sie sich so Raum.

Vermeiden Sie unnötiges Tippen: Nutzen Sie digitale Spracherkennung, wenn Sie Arztbriefe oder Berichte verfassen. Das spart Schreibzeit und reduziert die Frustration über Dokumentationsberge.

Optimieren Sie wiederkehrende Abläufe: Gliedern Sie beispielsweise strukturierte Patientenübergaben nach klassischen Schemata wie SBAR (Situation, Background, Assessment, Recommendation). Checklisten-Apps können Ihnen wiederum bei der Organisation täglicher Routinen helfen und entlasten Sie von dem nagenden Gefühl, etwas vergessen zu haben.

Bedenken Sie dabei immer, dass Patientendaten einem besonderen gesetzlichen Schutz unterliegen. Sofern Sie digitale Anwendungen nutzen möchten, um Ihren Arbeitsalltag besser zu strukturieren oder Abläufe zu beschleunigen, stimmen Sie die Nutzung vorher in jedem Fall mit Ihrem Arbeitgeber ab.

3. Pausen ernst nehmen – gerade im stressigen Klinikalltag

Klingt simpel, wird aber oft vergessen: Pausen sind kein Luxus, sondern Voraussetzung für langfristige Leistungsfähigkeit. Wer durcharbeitet, macht Fehler. Wer regelmäßig durchatmet, bleibt empathisch und fokussiert.

Bauen Sie beispielsweise sogenannte Microbreaks – kurze, geplante Unterbrechungen von drei bis fünf Minuten – in Ihren Arbeitsalltag ein. Versuchen Sie auch, längere Pausen mit einem Ortswechsel zu verbinden, um bewusster abzuschalten. Eine Mittagspause, die Sie an der frischen Luft statt im Stationszimmer verbringen, kann Wunder wirken.

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Zu oft stellen Ärztinnen und Ärzte im Klinikalltag Pausen hinten an, obwohl keine akute Notwendigkeit dazu besteht. Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann bilden Sie doch mal ein Pausen-Tandem mit einer Kollegin oder einem Kollegen. Wer sich für die Pause fest verabredet, etwa zu einem Spaziergang oder in der Cafeteria, sorgt für Verbindlichkeit. So verhindern Sie das klassische „Ich mache das nur noch schnell fertig…“.

4. Berufliche Entwicklung mit Sinn statt mit Status verbinden

Mit dem Begriff „Karriere“ verbinden im medizinischen Kontext noch immer viele das Bild einer klassischen Karriere-Leiter: Facharztprüfung, Oberarzt, Chefarzt. Doch gerade Ärztinnen und Ärzte, die unter chronischer Überlastung leiden, sollten sich vergegenwärtigen: Das eigentliche Ziel der persönlichen und professionellen Weiterentwicklung sollte nie einfach die nächste Stufe in der klinischen Hierarchie sein, sondern sinnstiftende Arbeit mit einer individuell vertretbaren Belastung.

Stellen Sie sich deshalb regelmäßig folgende Fragen:

– Was motiviert mich in meinem Alltag als Arzt oder Ärztin?

– Was würde ich tun, wenn Titel und Status keine Rollen spielen würden?

– Welche Rahmenbedingungen brauche ich, um langfristig gesund zu arbeiten?

Wenn Sie Ihre Antworten auf diese Fragen zum Leitmotiv Ihrer beruflichen Entwicklung machen, stehen Ihre Chancen für eine erfolgreiche Karriere gut: eine, die Sie intrinsisch motiviert und Sie nicht langfristig in die Erschöpfung treibt.

5. Beruflich neue Wege gehen: Rehakliniken und Sozialmedizinischer Dienst als echte Alternativen

Wenn Klinikstress, Wochenenddienste und Überstunden Ihre ärztliche Tätigkeit auf ein ständiges „Funktionieren-Müssen“ reduzieren, lohnt sich ein Blick über den Tellerrand. Eine Stelle jenseits der Akutmedizin ist dabei eine Option, die Sie zumindest in Betracht ziehen sollten. Andere medizinische Berufsfelder können Ihnen möglicherweise mehr Struktur, bessere Arbeitszeiten und größere persönliche Freiheit bieten. Die folgenden zwei Optionen ermöglichen es Ihnen, Ihre ärztliche Expertise sinnvoll einzubringen – ohne ständig an Ihre Belastungsgrenzen zu stoßen.

Tätigkeit im Sozialmedizinischen Dienst

Als Prüfärztin oder Prüfarzt im Sozialmedizinischen Dienst erstellen Sie medizinische Stellungnahmen. In dieser vielseitigen Tätigkeit profitieren Sie von geregelten Arbeitszeiten ohne Schicht- und Nachtdienste oder Rufbereitschaft. Hier können Sie sogar als Ärztin oder Arzt im Homeoffice arbeiten. Die planbaren Strukturen ermöglichen es Ihnen, Beruf und Privatleben gut miteinander zu vereinbaren.

Arbeiten in einer Reha-Einrichtung

Da nachts weder Patienten aufgenommen noch Behandlungen durchgeführt werden, ermöglicht Ihnen die Arbeit in einer Reha-Einrichtung häufig regelmäßigere Arbeitszeiten und weniger Dienste. Dank des besser vorherzusehenden Patientenaufkommens und nur wenigen Notfall-Situationen lassen sich auch Überstunden deutlich besser vermeiden als in der Akutmedizin. Reha-Einrichtungen sind zudem im Durchschnitt kleiner als Krankenhäuser. Sie bieten daher oft ein persönlicheres Arbeitsklima mit flacheren Hierarchien.

Fazit: Work-Life-Balance ist Teil Ihrer ärztlichen Verantwortung

Als Ärztin oder Arzt tragen Sie nicht nur Verantwortung für Ihre Patientinnen und Patienten, sondern auch für Ihre eigene Gesundheit. Nur, wenn Sie in Ihrem Berufsalltag leistungsfähig und motiviert bleiben, können Sie bestmöglich für Ihre Patientinnen und Patienten da sein. Finden Sie Ihren Weg aus dem Dauerstress. Ob durch Mitsprache bei der Dienstplangestaltung, bewusste und regelmäßige Pausen oder den Schritt in eine neue berufliche Richtung: Eine bessere Work-Life-Balance als Arzt oder Ärztin ist machbar.

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