Ganz vorne mit dabei: Anwendungsorientierte Rehaforschung

Rehakliniken helfen ihren Patientinnen und Patienten dabei, ihre Leistungsfähigkeit zu stärken oder zurückzugewinnen. Doch einige Kliniken der Deutschen Rentenversicherung gehen noch einen Schritt weiter: Sie betreiben aktiv Rehabilitationsforschung. Die Verschränkung des klinisch-medizinischen Bereichs mit der anwendungsorientierten Forschung erzeugt dabei nicht nur eine fachlich anregende Arbeitsatmosphäre. Forschungsergebnisse in Form von innovativen Therapiekonzepten und Anwendungen sorgen auch für modernste Behandlungsstandards.

Boris Schmitz ist promovierter Biologe und Sportwissenschaftler, hat im Fach Experimentelle Medizin habilitiert und ist seit 2020 leitender Wissenschaftler der Forschungsabteilung an der Rehabilitationsklinik Königsfeld. Seit mittlerweile gut acht Jahren ist die Rehaklinik der Deutschen Rentenversicherung Westfalen im Bereich der Rehabilitationsforschung unter der Leitung ihres ärztlichen Direktors Prof. Dr. Frank Mooren aktiv. In Zusammenarbeit mit dem Verein für Rehabilitationsforschung sowie der Universität Witten/Herdecke werden hier bestehende Verfahren und Anwendungen hinsichtlich ihrer Wirkung überprüft und neue Therapiekonzepte entwickelt. „Es ist wirklich eine ganz besondere Situation, dass wir Rehabilitationsforschung vor Ort in der Rehabilitationseinrichtung betreiben können. So können wir neueste medizinische Erkenntnisse direkt in die anwendungsbezogene Forschung bringen“, so Schmitz. „Dabei prüfen wir nicht nur, ob neue Anwendungen oder Therapien grundsätzlich funktionieren, sondern auch, ob sie in der Einrichtung zum Einsatz kommen können und einen echten Mehrwert für unsere Patientinnen und Patienten bieten.“

Dr. Boris Schmitz, Leitender Wissenschaftler

Bei Behandlungsstandards ganz vorne mit dabei

Neben anderen Forschungsthemen liegt dabei ein besonderes Augenmerk auf der Frage, wie digitale Fortschritte eingesetzt werden können, um den Langzeitnutzen einer Rehabilitation zu verbessern – insbesondere im Rahmen der Nachsorge. So sind Nachsorgeprogramme, die durch ambulante Einrichtungen erbracht werden, immer zeit- und ortsgebunden. Stehen sie im Konflikt mit beruflichen und familiären Verpflichtungen oder besteht keine gute Anbindung an den Wohnort, kann sich das negativ auf die tatsächliche Teilnahme auswirken. Die Folge ist häufig eine reduzierte Adhärenz. Aus diesem Grund habe man evaluiert, inwiefern ein individuell optimiertes, telemedizinisches Nachsorgeprogramm im Rahmen der kardialen Rehabilitation zu einer Verbesserung der körperlichen Fitness sowie Lebensqualität der Teilnehmenden führen kann.

„Die zentralen Ergebnisse waren so gut, dass wir mittlerweile an der Überführung in ein Regelkonzept arbeiten“, berichtet Boris Schmitz. Für die Umsetzung prüfe die Klinik derzeit die Möglichkeiten zur Einrichtung eines Telemonitoring-Centers. Mittels dessen könnte das ärztliche und therapeutische Personal Rehabilitandinnen und Rehabilitanden auch über den Klinikaufenthalt hinaus betreuen. Schmitz ist überzeugt: „Durch innovative Behandlungsmethoden, die hier vor Ort entwickelt werden, sind unsere Ärztinnen und Ärzte ganz vorne mit dabei, was Behandlungsstandards angeht.“

Schon die laufende Forschung wirkt sich positiv auf den Regelbetrieb aus. So kann man an der Klinik Königsfeld Patientinnen und Patienten, die an den Studien teilnehmen, teils zusätzliche diagnostische Verfahren kostenlos anbieten. Im Rahmen von Fall-Kontroll-Studien werden veränderte oder neue Therapieverfahren angewandt – in der Regel zusätzlich zur Standardtherapie.

Forschungsteam der Klinik Königsfeld

Zugleich ist an der Klinik Königsfeld der Lehrstuhl für Rehabilitationswissenschaften der Universität Witten/Herdecke angesiedelt. Prof. Dr. Frank Mooren ist dabei ärztlicher Direktor der Klinik und Lehrstuhlinhaber in Personalunion. In der Konsequenz sind er und Boris Schmitz nicht nur aktiv in die curriculare Lehre eingebunden: „Medizinstudierende absolvieren bei uns im Haus Blockseminare und Forschungspraktika, sie haben Umgang mit unseren Patienten und sammeln Erfahrungen in der Rehabilitationsmedizin“, berichtet letzterer. Die Klinik biete außerdem die Betreuung von Bachelor- und Masterarbeiten an, begleite auch Promotionen und Habilitationen. Als Ort des ständigen Austausches zwischen Praxis, Forschung und Lehre biete sie so ein ganz besonderes Arbeitsumfeld.

Die Klinik als Ort des ständigen Austausches

Umgekehrt ermöglicht die ständige Zusammenarbeit mit dem klinisch-ärztlichen Personal optimale Forschungsbedingungen. Zwar agieren beide Bereiche getrennt voneinander, die Wege seien allerdings kurz. „Die Ärztinnen und Ärzte unserer Klinik identifizieren im Rahmen der Anamnese Rehabilitandinnen und Rehabilitanden, die für bestimmte Studien in Frage kommen. Natürlich werden sie auch bei diagnostischen Fragestellungen beteiligt“, erklärt Boris Schmitz.

„Durch innovative Behandlungsmethoden, die hier vor Ort entwickelt werden, sind unsere Ärztinnen und Ärzte ganz vorne mit dabei, was Behandlungsstandards angeht.“

Dr. Boris Schmitz
Leitender Wissenschaftler, Klinik Königsfeld

Ein schöner Ort, um Arzt oder Ärztin zu sein

„Die Bedingungen, die wir hier haben, sind wirklich eine Besonderheit. Sie bieten uns die Möglichkeit, die Therapie-Response und den Langzeitnutzen der Reha im Sinne des Patientenwohls erheblich zu verbessern. Das klinisch-medizinische Personal wird dabei eng mit eingebunden, was einen ständigen fachlichen Austausch ermöglicht“, ist Boris Schmitz überzeugt und schließt daraus: „Das ist ein schöner Ort, um Arzt oder Ärztin zu sein.“

Aktuell sind 60 Stellenangebote für Ärzte (m/w/d) verfügbar.

Fotocredit: Deutsche Rentenversicherung Westfalen