Jobwechsel als erfahrener Arzt: Was muss ich beachten?

Viele Ärzte und Ärztinnen, die jahrzehntelang in der Klinik oder der eigenen Praxis tätig waren, stellen sich irgendwann die Frage: Soll ich diesen Weg bis zur Rente weitergehen oder gibt es eine Alternative, die besser zu meiner aktuellen Lebenssituation passt?

Die Gründe für einen Wechsel können vielfältig sein: gesundheitliche Belastungen, der Wunsch nach geregelten Arbeitszeiten oder einfach die Erkenntnis, dass man sich im aktuellen Job nicht mehr wohlfühlt. Doch ein beruflicher Neuanfang im fortgeschrittenen Alter ist nicht ohne Herausforderungen – sowohl organisatorisch als auch emotional. Manche Menschen stellen sich etwa Fragen wie:

Bin ich zu alt für einen Wechsel?

Manche Mediziner und Medizinerinnen fragen sich, ob sie auf dem Arbeitsmarkt mit jüngeren Bewerberinnen und Bewerbern konkurrieren können. Doch dank langjähriger Berufserfahrung und fundiertem Fachwissen verfügen sie über eine Expertise, die sie gerade für jüngere Teams zu einer wertvollen Bereicherung macht.

Kann ich mich in meinem neuen Umfeld noch einarbeiten?

Der Wechsel von der Klinik in eine andere medizinische Einrichtung oder eine Bürotätigkeit bringt Umstellungen mit sich. Überschätzen Sie jedoch nicht die Hürde, sich in neue Arbeitsweisen und Strukturen einzuarbeiten, wenn die Tätigkeit selbst besser zu Ihren Bedürfnissen passt.

Wie bewerbe ich mich nach vielen Jahren im Beruf?

Besonders für Ärzte und Ärztinnen, die lange in derselben Einrichtung tätig waren, kann der Bewerbungsprozess eine Herausforderung sein. Doch wenn Sie ein paar formale Hinweise beachten und Ihre Erfahrung und Spezialisierungen klar hervorheben, sind Sie gut vorbereitet. Sie haben schon ganz andere Dinge geschafft!

In diesem Leitfaden erfahren Sie, wie Sie einen Jobwechsel als erfahrener Arzt bzw. erfahrene Ärztin strukturiert angehen und welche Fallstricke Sie vermeiden sollten.

1. Reflexion: Warum möchten Sie wechseln – und was erwarten Sie?

Bevor Sie sich auf Stellensuche begeben, sollten Sie eine ehrliche Bestandsaufnahme machen:

Was stört mich an meinem aktuellen Job?

Sind es die Arbeitszeiten, der hohe Druck, die körperliche Belastung oder der Wunsch nach mehr Sicherheit?

Was erwarte ich von einem neuen Job?

Möchte ich mehr Zeit für meine Patienten, eine bessere Work-Life-Balance oder suche ich ein kleineres Team mit flachen Hierarchien?

Welche Art von Arbeit erfüllt mich?

Möchte ich weiterhin in der direkten Patientenversorgung tätig sein oder interessiert mich eine administrative oder gutachterliche Tätigkeit mehr?

Welche meiner Qualifikationen sind für andere Bereiche besonders wertvoll?

Spezialwissen, Führungserfahrung oder Gutachterkompetenz können in neuen Positionen von Vorteil sein.

Tipp: Schreiben Sie diese Punkte für sich auf. Sie dienen Ihnen später als Leitfaden für die Jobsuche und helfen Ihnen, in Bewerbungsgesprächen klar zu kommunizieren.

2. Mögliche berufliche Alternativen für erfahrene Ärzte und Ärztinnen

Je nach Fachrichtung, Erfahrung und Interessen gibt es verschiedene Optionen für eine berufliche Neuorientierung. Neben der klassischen Klinikarbeit oder der Niederlassung können sich erfahrene Mediziner und Medizinerinnen in folgenden Bereichen neue Perspektiven eröffnen:

Lehre

Wenn Sie etwa im Rahmen der Anleitung von Ärzten und Ärztinnen in Weiterbildung festgestellt haben, dass Ihnen die Weitergabe von Wissen an jüngere Generationen Freude bereitet, halten Sie nach ausgeschriebenen Lehraufträgen Ausschau.

Rehabilitationsmedizin

Die Arbeit in der Rehabilitationsmedizin bietet häufig mehr Zeit für Patienten, strukturiertere Arbeitszeiten und kleinere, interdisziplinäre Teams.

Sozialmedizinischer Dienst

Ob als Prüfarzt oder Fachärztin mit gutachterlicher Tätigkeit: Arbeiten Sie ohne Schichtdienst oder Rufbereitschaft, teils sogar von zu Hause aus.

Tipp: Informieren Sie sich gezielt über die Qualifikationen, die für Ihre Wunschposition notwendig sind. In einigen Bereichen kann eine Weiterbildung oder Zusatzqualifikation in Betracht kommen.

Erfahrungen Ärztin Sozialmedizin
Dr. Heike Welkerling hat sich für die Gutachtertätigkeit bei der Deutschen Rentenversicherung entschieden.

3. Der Bewerbungsprozess: So präsentieren Sie sich als erfahrener Arzt oder erfahrene Ärztin richtig

Eine gut vorbereitete Bewerbung erhöht die Chancen auf die anvisierte Wunschstelle. Viele Ärzte und Ärztinnen haben sich allerdings seit Jahrzehnten nicht mehr beworben und stehen vor der Herausforderung, ihren Werdegang professionell zur präsentieren. Bei der Vorbereitung lohnt es sich, einige Punkte zu beachten.

Lebenslauf: Klar, prägnant, relevant

Beachten Sie bei der Aktualisierung Ihres Lebenslaufes folgende Punkte, damit die wichtigsten Informationen auf den ersten Blick ins Auge fallen:

– Der Lebenslauf sollte maximal zwei Seiten umfassen

– Wichtige Stationen hervorheben: Facharztausbildung, Führungspositionen, besondere Qualifikationen

– Keine lückenlose Darstellung jeder einzelnen Position – relevante Erfahrungen und Kompetenzen betonen

– Zusätzliche Kenntnisse wie Verwaltungserfahrung, Forschungsprojekte oder Lehrtätigkeiten nicht vergessen

Tipp: Erwähnen Sie konkrete Erfolge, z. B. „Leitung eines Teams von 15 Ärzten und Ärztinnen“ oder „Anleitung von Ärzten und Ärztinnen in Weiterbildung“

Anschreiben: Wechselmotivation überzeugend erklären

Das Anschreiben ist Ihre Gelegenheit, zu zeigen, warum Sie wechseln möchten und was Sie in die neue Position einbringen.

Die richtige Struktur für Ihr Anschreiben

  • 1. Einleitung: Kurz und prägnant erläutern, warum Sie sich bewerben und warum genau diese Stelle für Sie interessant ist.

  • 2. Hauptteil: Ihre relevanten Erfahrungen, Fachkenntnisse und Stärken darstellen.

  • 3. Wechselmotivation: Erläutern, warum Sie eine neue berufliche Herausforderung suchen ohne negativ über Ihren bisherigen Job zu sprechen.

  • 4. Schluss: Interesse an einem persönlichen Gespräch betonen, mögliches Startdatum und wenn erforderlich, Gehaltswunsch angeben.

Tipp: Vermeiden Sie Phrasen wie „Ich suche eine neue Herausforderung“. Seien Sie konkret: „Nach 20 Jahren in der Akutmedizin suche ich eine Tätigkeit, in der ich meine Erfahrung in der Patientenbetreuung einsetzen kann.“

Vorstellungsgespräch: Die wichtigsten Fragen vorbereiten

Personalverantwortliche möchten verstehen, warum Sie wechseln und was Sie für die neue Position qualifiziert. Auf bestimmte Fragen sollten Sie sich vorab vorbereiten, etwa:

– Was hat Sie dazu bewogen, nach vielen Jahren in Ihrem aktuellen Tätigkeitsfeld einen Wechsel in Betracht zu ziehen?

– Welche Veränderungen erhoffen Sie sich von der neuen Position, die Ihnen Ihre bisherige Stelle nicht bieten konnte?

– Können Sie ein Beispiel für eine herausfordernde Patientensituation nennen und erläutern, wie Sie diese gelöst haben?

– Wie halten Sie Ihr medizinisches Wissen aktuell, und wie gehen Sie mit neuen Entwicklungen in Ihrem Fachbereich um?

– Wie würden Ihre bisherigen Kollegen oder Vorgesetzten Ihre Arbeitsweise bzw. Ihren Führungsstil beschreiben?

Tipp: Bereiten Sie Antworten auf diese und weitere mögliche Fragen vor und trainieren Sie sie laut – das hilft, im Gespräch souverän aufzutreten.

4. Bürokratische Hürden: Das müssen Sie beachten

Ein Jobwechsel kann Auswirken auf Ihre Sozialversicherung, Rentenansprüche, und weitere finanzielle Aspekte haben. Wichtige Punkte, die Sie im Vorfeld prüfen sollten:

Altersvorsorge

Wenn Sie als Arzt oder Ärztin Ihre Anstellung wechseln, sollten Sie Ihre Alterssicherung im Blick behalten. Wenn Sie gemäß Ihrem Wahlrecht etwa nur die Pflichtversicherung im ärztlichen Versorgungswerk wünschen, müssen Sie bei jedem Jobwechsel die Befreiung von der Rentenversicherungspflicht neu beantragen. Lassen Sie sich hier im Zweifel professionell und unabhängig beraten, welche Auswirkungen auf Ihre spätere Rente zu erwarten sind.

Krankenversicherung

Ärzte und Ärztinnen, insbesondere in Niederlassung, sind häufig privatversichert. Soweit das auf Sie zutrifft und Sie jünger als 55 Jahre sind, kann ein Jobwechsel unter Umständen dazu führen, dass Sie in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln müssen. Beachten Sie deshalb die jeweils aktuelle Versicherungspflichtgrenze und holen Sie sich gegebenenfalls fachlichen Rat ein, um eine bewusste und informierte Entscheidung treffen zu können.

Kündigungsfristen und Vertragsdetails

Prüfen Sie genau, welche Kündigungsfrist Sie einhalten müssen und welche Bedingungen für Ihre neue Stelle gelten (Probezeit, Gehaltsstruktur, Arbeitszeitregelungen). Gerade Arbeitnehmende, die lange in einem Unternehmen gearbeitet haben, gehen gelegentlich davon aus, dass ihnen geläufige Regelungen auch in anderen Unternehmen gelten. Informieren Sie sich rechtzeitig und vermeiden Sie so unliebsame Überraschungen.

Fazit: Ein gut geplanter Wechsel zahlt sich aus

Ein Jobwechsel im späteren Berufsleben kann viele Vorteile mit sich bringen – sei es eine bessere Work-Life-Balance, eine neue fachliche Herausforderung oder mehr Sicherheit. Doch der Übergang sollte gut geplant werden. Wer sich bewusst mit seinen Wechselmotiven, den Bewerbungsanforderungen und bürokratischen Aspekten auseinandersetzt, kann diesen Schritt erfolgreich meistern.

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